Ernährung & Nachhaltigkeit

24.03.2022

Wer saß nicht schon einmal bei den Eltern oder Großeltern am Küchentisch, roch den vertrauten Geruch der frisch gekochten Mahlzeit und spürte, wie einem sofort das Wasser im Mund zusammenlief. In meinem Fall waren diese Mahlzeiten fast immer sehr deftige Gerichte in denen Fleisch die Hauptrolle spielte. ...

Sehr beliebt waren in meiner Familie zum Beispiel Rouladen, Gulasch oder Hähnchengeschnetzeltes. Diese Gerichte sind für mich nicht nur einfache Mahlzeiten neben vielen anderen, sie wecken Kindheitserinnerungen, Emotionen und Bilder an Familienfeste und Weihnachtsabende. Unsere Essgewohnheiten haben für viele von uns eine weitaus größere Bedeutung, als dass sie nur das Mittel der Wahl sind, um den Hunger zu stillen. Sie sind verbunden mit Gewohnheiten, Ereignissen, Traditionen und Kultur. Deswegen ist es leider auch so schwer sie zu verändern. Aus einer rein ökologischen Perspektive wäre dies jedoch einer der effektivsten Wege, um unsere individuelle Klimabilanz ordentlich aufzupolieren. Denn gleich hinter den Bereichen Wohnen und Mobilität ist die Ernährung der teuerste Kostenpunkt, was unsere persönliche CO2 Bilanz angeht (1). Die Produktion unserer Lebensmittel benötigt riesige Flächen an Land, was leider nur allzu häufig zur Rodung von Wäldern oder Trockenlegung von Sümpfen führt. Außerdem werden Unmengen an Wasser benötigt, es werden Dreck und Emissionen durch Verpackungs- und Transportmittel verursacht und Pestizide, Dünger und Antibiotika bleiben oft im Boden oder dem Produkt selbst zurück. Und egal wie sehr ich an Rouladen und Käsespätzle hänge, die Tatsache, dass ca. 80% der durch die Lebensmittelproduktion erzeugten CO2 Emissionen allein auf landwirtschaftliche Viehhaltung zurückgehen, zwingt mich zum Umdenken (2). Durch den Wechsel von einer omnivoren Ernährungsweise mit Fleisch und Milchprodukten zu einer veganen Kost, könnten die durch die Ernährung verursachten individuellen Emissionen deutlich verringert werden. Genauer gesagt sogar um bis zu 70% (3)!  Aber keine Sorge - wer sich klimafreundlicher ernähren möchte muss nicht von heute auf morgen zum Veganismus konvertieren. Auch schon der Umstieg zu einer vegetarischen Kost kann viele CO2 Emissionen einsparen, nämlich bis zu 45%-55%. Außerdem bringt der Verzicht auf Fleisch auch einige gesundheitliche Vorteile mit sich. Das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krebserkrankungen und Typ-2-Diabetes sinkt signifikant (3).

Wer sich trotzdem erstmal gar keiner neuen Ernährungsform anschließen will, der kann in einem ersten Schritt versuchen die Grundmenge an konsumierten tierischen Produkten zu verringern. Wie wäre es zum Beispiel damit den ebenfalls aus Kindheitstagen bekannten Sonntagsbraten wieder einzuführen und den Rest der Woche dafür auf Fleisch zu verzichten? Zudem könnte zum Beispiel ein Tag die Woche vegan gestaltet werden. Oder man beginnt erst einmal damit, auf rotes Fleisch zu verzichten. Die Herstellung davon erzeugt unter allen Fleischsorten nämlich die meisten Emissionen und ist zudem noch das ungesündeste. Wer so Schritt für Schritt den Verzehr von Fleisch und tierischen Milchprodukten reduziert, dem fällt der Umstieg gar nicht mehr so schwer. Auch beim wöchentlichen Großeinkauf können Klimapunkte gesammelt werden. Wer regional, möglichst saisonal und am besten immer Bio einkauft, der vermeidet unnötige Emissionen durch den weiten Transport, Pestizide, Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker und unterstützt zudem heimische Landwirte. Ich persönlich habe mich dazu entschieden mit dem Wechsel zu einer vegetarischen Ernährung anzufangen und nur noch Bioobst und -gemüse einzukaufen. Wer dies beim Discounter einkauft bleibt finanziell auch noch in einem verkraftbaren Rahmen. Mit den klassischen Festtagsgerichten muss ich deswegen aber nicht aufhören. Letzte Woche habe ich mit Sojageschnetzeltem und Hafersahne eine Champignonrahmsauce mit ,,Hühnchengeschnetzeltem‘‘ und Knödeln gekocht. Mit den eingesparten Treibhausgasen im Kopf hat das sogar noch besser als früher geschmeckt ????.

Interessante Literatur dazu / Some literature:

(1) Buhl, J., Liedtke, C., Teubler, J., & Bienge, K. (2019). The material footprint of private households in Germany: linking the natural resource use and socioeconomic characteristics of users from an online footprint calculator in Germany. Sustainable Production and Consumption, 20, 74–83. https://doi.org/10.1016/j.spc.2019.05.001

(2) Vermeulen, S. J., Campbell, B. M., & Ingram, J. S. I. (2012). Climate change and food systems. Annual Review of Environment and Resources, 37, 195–222. https://doi.org/10.1146/annurev-environ-020411-130608

(3) Springmann, M., Godfray, H., Rayner, M., & Scarborough, P. (2016). Analysis and valuation of the health and climate change cobenefits of dietary change. Proceedings of the National Academy of Sciences - PNAS, 113(15), 4146-4151. https://doi.org/10.1073/pnas.1523119113

Rezept Tipp: / Recipe suggestion:

Veganes Gulasch - www.slowlyveggie.de/rezepte/veganes-gulasch-das-beste-rezept