Den eigenen Kram und Abfall umweltbewusst handeln: Eine weitere Komponente des ökologischen Fußabdrucks beim Umzug in ein anderes Land

28.06.2021

Dieser Artikel geht raus an alle Akademikerkolleg*innen, Berufstätigen mit Auslandsaufenthalten, ERASMUS-Student*innen, Expats und alle anderen, die für mehr als nur einen Urlaub ins Ausland gezogen sind.

 

Hast du auch schon mal damit gekämpft, mit deinen ganzen Kram während eines Umzugs so umzugehen, dass die Umwelt bestmöglich geschützt wird?

Ich selbst bin schon ein paar Mal ins Ausland gezogen und was ich mit all meinen Sachen machen sollte, war immer eine der großen Fragen für mich. Was nehme ich mit, was lasse ich zurück, und wo lasse ich dann die Sachen, die ich nicht mitnehmen möchte? Nun mag dies wie ein kleines Detail erscheinen, wenn man mit größeren Fragen konfrontiert wird, wie z.B. Wird mir mein neues Zuhause gefallen? Werde ich eine (nette) Bleibe finden? Und werde ich meine Freund*innen nach dem Umzug noch sehen? Aber glaub mir, wenn man nicht gerade mit Marie Kondo aufgeräumt hat, unterschätzt man schnell das Ausmaß der eigenen Besitztümer. Und es wird der Moment unweigerlich kommen, an dem man sein Zeug in eine minimale Anzahl von Koffern (oder ein Auto, wenn man Glück hat) stopfen muss, verzweifelt, und dabei tunlichst vermeidet, die Fluggesellschaft WIEDER anzurufen, um NOCHMAL zusätzliches Gepäck zu buchen (verwandte Frage zu diesem Thema: Wie viele Pullover kann man übereinander tragen, ohne im Flugzeug einen Hitzeschlag zu bekommen?). Und das ist genau der Moment, in dem einem klar wird, dass  es eine Menge Dinge gibt, die man wahrscheinlich nicht mitnehmen will oder kann (#houseplantheartbreak).

In Angesicht eines Umzugs gibt es wahnsinnig viele Entscheidungen zu treffen, und gerade jene, die deine Besitztümer betreffen, haben oft einen großen Einfluss auf die Umwelt. Und selbst wenn man sich aufrichtig bemüht, besonders gut zur Erde zu sein, kann es schwierig werdeb, wenn man zeitliche und finanzielle Einschränkungen hat und oft auch nur begrenztes Wissen in bestimmten Bereichen besitzt (was nur verständlich ist, denn wie oft im Leben muss man wirklich einen Kühlschrank wegwerfen oder ein Fahrrad quer durchs Land transportieren?). Für meinen Umzug von Göteborg (Schweden) nach Wien (Österreich) Anfang 2021, habe ich viel im Internet recherchiert und interessante Erfahrungen gesammelt, wie man einen Umzug umweltfreundlich bewältigt. Ich hoffe, ich kann ein paar Leser*innen den eigenen Umzug leichter gestalten, indem ich ein paar dieser Erfahrungen hier teile und Möglichkeiten aufzeige, wie man mit den Dingen umgeht, die es nicht in den Koffer schaffen. 

Erste Schritte

Beginnen kann man damit, seine Prioritäten klar zu setzen. Vielleicht hat man äußere Zwänge, wie z. B. finanzielle Einschränkungen, die einen dazu zwingen, alles zu verkaufen, was geht, und dann den Rest für wohltätige Zwecke zu spenden; Oder man möchte den Großteil der Dinge sofort für wohltätige Zwecke spenden. In jedem Fall fand ich im Hinblick auf den Umweltschutz die Abfallhierarchie als Leitfaden für mein Handeln sehr nützlich (siehe Abb. 1). Diese Hierarchie ist ein Konzept aus der Abfallwirtschaft, das in der europäischen Gesetzgebung verankert ist und die Schritte für den Umgang mit Abfällen von der umweltfreundlichsten bis zur umweltfeindlichsten Variante beschreibt. An der Spitze der Abfallhierarchie findet man die Vermeidung und Minimierung, die die wünschenswerteste Option darstellt, da es nichts wegzuwerfen gibt, wenn man erst gar keinen Abfall erzeugt (dafür ist es schon zu spät, wird sich der ein oder andere an dieser Stelle jetzt denken). Ganz unten in der Abfallhierarchie finden Sie die am wenigsten wünschenswerte Option, die Entsorgung. Im Folgenden möchte ich die Schritte zwischen Vermeidung und Entsorgung behandeln, allen voran Wiederverwendung und Recycling.

Und bevor wir uns darauf stürzen, würde ich raten, schon lange vor der Abreise mit dem Entrümpeln und dem Sortieren der Sachen in "Take" und "Take-nots" zu beginnen, damit noch genügend Zeit bleibt, sich mit all den "Take-nots" auf angemessene Weise zu beschäftigen. Ich fand es sinnvoll, schon eineinhalb Monate vor der Abreise damit zu beginnen, und habe alles sortiert, was ich besitze. Danach habe ich die Gegenstände, die ich verkaufen wollte, priorisiert, da diese Dinge in der Regel Zeit brauchen. Schließlich will man sein gut erhaltenes Fahrrad oder sein Musikinstrument nicht einfach dem Nächstbesten überlassen oder verschenken müssen, wenn man das Geld ja für einen Corona-Einstiegstest optimal verwenden hätte können.

 

Wiederverwendung

Viele Dinge, die man selbst vielleicht nicht mehr brauchen oder nicht behalten kann, können andere sehr wohl gut gebrauchen; ganz nach dem Motto: "Des einen Müll ist des anderen Schatz". Es gibt viele Möglichkeiten, die eigenen Sachen zu verkaufen oder für einen wohltätigen Zweck zu verschenken.

Verkaufen

Sellpy ermöglicht es, alle Arten von Gegenständen in gutem bis sehr gutem Zustand zu verkaufen, von Schuhen, Kleidung und Heimtextilien, bis hin zu Sportgeräten, Geschirr und Elektronik. Um etwas auf ihrer Website zu verkaufen, muss man einfach eine Sellpy-Tasche zum Preis von 1,95€ bestellen, sie mit den Sachen füllen, verschicken und warten. Wenn man möchte, schickt Sellpy sogar eine Tasche für die Kleidung, die Sie recyceln möchten. Das Verkaufen bei Sellpy ist ziemlich mühelos, da das Unternehmen die Aufgaben des Fotografierens, Inserierens und Verkaufens der Sachen übernimmt. Gleichzeitig ist das einzugehende Risiko recht gering, da Sellpy keine Gebühren für Artikel berechnet, die sie als "unverkäuflich" einstufen und dem Recycling zuführen - sie berechnen nur minimal für Artikel, die sie bewerben, aber nicht erfolgreich verkaufen.

Auf ähnlichem Weg kann man seinen Kram auch auf willhaben, momox, oder wenn es um Kleidung geht diese auf Vinted (früher "Kleiderkreisel") verkaufen.

Verschenken

If you want to give your things away, I would recommend you to have a cleaning out party with your friends. Especially when you are short on time, it is very convenient to invite your friends over to your home and have them browse through your things, before you take them someplace else. Besides, your things can be a nice parting gift to your friends. That way, you will be remembered by plants, furniture, and books. Another benefit is, that especially for things that were once precious to you, it is nice to know that they are in good hands.

Alternatively, or in addition to your own little open house, you can donate your things to charity shops, which will sell them and collect the money for a good cause. While this kind of charity shop culture seemed particularly strong in the UK and Sweden, according to my experience, I have seen less shops of that kind in Austria. However, there are some. One of them is Babäm!, an online second-hand shop, whose profits are donated to SOS Kinderdorf. Similarly, also an online second-hand shop, Fashion 2.0  donates the profits from selling second hand clothes to charitable causes (causes changing annually and monthly). At both stores, you can donate your clothes by sending them in by post, free of charge! In the Caritas-Shop Carla, you can bring your things only directly to your closest shop. However, they also take donations of furniture, dishes, vehicles, etc., which they pick up from your home against a small fee (great service if you don’t own a car!).

Wenn man den eigenen Kram lieber verschenken möchte, bietet es sich an, eine Entrümpelungsparty mit den Freund*innen zu veranstalten. Besonders wenn nur mehr wenig Zeit bleibt, ist es sehr praktisch, die interessierten Personen direkt zu sich nach Hause einzuladen und die Sachen durchstöbern zu lassen. Somit spart man sich selbst Wege und kann gleich ein schönes Abschiedsgeschenk daraus machen. Ist doch ein netter Gedanken mit Pflanzen, Möbeln oder Büchern in Erinnerung zu bleiben und gleichzeitig einst wertvolle Güter in guten Händen zu wissen.

Alternativ oder zusätzlich zum eigenen Tag der offenen Tür können die Sachen auch an Wohltätigkeitsläden gespendet werden, die sie dann verkaufen und das Geld für einen guten Zweck nutzen. Während diese Art von Charity-Shop-Kultur in Großbritannien und Schweden besonders stark ausgeprägt zu sein scheint, habe ich in Österreich meiner Erfahrung nach weniger Läden dieser Art gesehen. Dennoch gibt es einige. Einer davon ist Babäm!, ein Online-Second-Hand-Shop, dessen Gewinne an SOS Kinderdorf gespendet werden. Fashion 2.0, ebenfalls ein Online-Second-Hand-Shop, spendet die Gewinne aus dem Verkauf von Second-Hand-Kleidung an wohltätige Zwecke (jährlich und monatlich wechselnde Anlässe). Bei beiden Shops kann man die Kleidung spenden, indem man sie kostenlos per Post einsendet! Im Caritas-Shop Carla ist dies wiederrum nur direkt vor Ort möglich. Sie nehmen aber auch Spenden von Möbeln, Geschirr, Fahrzeugen etc. entgegen, die sie gegen eine kleine Gebühr zu Hause abholen (toller Service, wenn man kein Auto besitzt!).

Recycling & Entsorgung

Nachdem alle bisher vorgestellen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden (und ich bin sicher, es gibt noch viel mehr davon), gibt es vielleicht immer noch Dinge, die man loswerden muss. Ja, auch das kaputte Handy-Ladegerät, das sich seit einem Jahr (oder mehr, fürchte ich) in der Schreibtischschublade versteckt hatte. Egal worum es geht, solche Dinge richtig zu entsorgen ist nicht nur immens wichtig für die Umwelt, sondern auch für den eigenen Geldbeutel, denn viele Städte warten mit hohen Strafen auf illegale Müllentsorgung (z.B. das Abstellen von Kühlschränken oder Möbeln am Bordstein) auf. Im Fall von Wien ermutigt die Stadt alle Bürger*innen, illegale Müllentsorgung zu melden und beschäftigt außerdem 50 Abfallwächter*innen auf Vollzeit-Basis, die aktiv die korrekte Müllentsorgung durchsetzen.

Die Wiener Entsorgungsbetriebe stellen auf ihrer Website auch äußerst interessante Statistiken zur Verfügung, die verdeutlichen, wie wichtig es für die Umwelt ist, dass Sie man Abfall verantwortungsvoll entsorgt. Man denke nur an Elektrogeräte, die oft Kunststoffe, Metalle und gefährliche Stoffe enthalten. Die Metalle, die jedes Jahr in Wien aus korrekt entsorgten Elektrogeräten gewonnen werden, würden ausreichen, um 310.000 Fahrräder herzustellen. Die Menge an Kupfer würde ausreichen, um 22.000 Kilometer Kabel herzustellen und aus dem Aluminium könnte man Alufelgen für 5.000 Autos machen (Quelle: Stadt Wien). Jetzt denkt man sich vielleicht, dass es zu viel Arbeit ist immer alles korrekt zu entsorgen oder es, selbst wenn man möchte, einfach zu kompliziert ist. Mir ging es genauso, als ich in Wien ankam, aber die Stadt hält einem den Rücken frei und stellt ein Abfall-ABC zur Verfügung, in dem man nachsehen kann, wohin man die Sachen bringen kann.

Ich habe diese Schritte befolgt und hatte am Ende einen netten Tag der offenen Tür, füllte einen Sellpy Bag, machte einen Ausflug zum Charity Shop und ein paar kleine Ausflüge zu verschiedenen Müllsammelstellen in der Nähe. Wenn ich das geschafft habe, kann es jeder! Und das Beste daran? Man fühlt sich hinterher großartig, weil man eine tolle Sache für die Umwelt getan hat.

 

Rechtlicher Hinweis: Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind die persönlichen Ansichten der Autorin. Die Aufnahme von Links und Empfehlungen von Marken, Dienstleistungen oder Unternehmen basiert ausschließlich auf der persönlichen Meinung der Autorin, in völliger Abwesenheit jeglicher kommerzieller Interessen oder Beziehungen zu den jeweiligen Marken, Dienstleistungen oder Unternehmen.

Wenn man sein Fahrrad mitnehmen will, empfiehlt es sich die Möglichkeiten für den Versand zu prüfen. In der Regel muss es dafür ein wenig auseinanderbauen.